Mittwoch, 22. Juni 2011

Was an Vulkanlandschaften so schön ist?

Heute hatte ich mal wieder das Glück, dass der Besitzer meines Hostels so freundlich ist und mich erneut herumkutschiert hat: Er hat mich heute früh einfach mal mit dem Auto am Lagoa do Fogo abgesetzt und ich musste nur noch zurück nach Ribeira Grande laufen.
Zunächst bin ich aber den Berg heruntergeklettert und habe ein wenig Zeit an den Stränden des "Feuersees" verbracht. Und weil ichs so schön fand hab ich ganz viele Fotos gemacht.
Heute früh war ich dort noch so gut wie allein aber als ich mich auf den Rückweg gemacht habe, sind die Touristen wohl doch langsam aufgewacht.




Trotz sauberen und warmen Wassers und viel Zeit war ich nicht baden.. denn die Luft da unten war ganz schön kühl, weil leider ständig Wolken über den Bergen hängen und ich meine Jacke nicht mitgenommen hatte.


Mein Tagesalbtraum: Möwen! Die gibt es da sehr häufig und sagen wir mal.. sie mögen Menschen irgendwie nicht gern. Ich hatte die Warnungen nicht ganz ernst genommen, bis eine Möwe mehrmals hintereinander im Sturzflug auf mich losgegangen ist nur um immer ganz kurz vorher doch wieder abzudrehen. Andere folgten diesem Beispiel. Klar, die fliegen einem schon nicht ins Auge - aber schön ist anders. Ich glaub ich hab jetzt eine Vogelphobie.








Wenn ihr jetzt überzeugt seid, dass der See hübsch ist, kann ich euch ja erzählen, dass ich in Folge wieder in Richtung Meer zurück musste. Unten im folgenden Bild seht ihr Ribeira Grande - und dort ist mein Bett. Ich bin also immer der Berg- und Hauptverkehrsstraße gefolgt - aber es kam eh nur alle 5min ein Auto vorbei. Viel Freude fand man mal wieder daran, mir direkt ins Ohr zu hupen und ich frage mich wozu das gut sein soll. Touristen ärgern? Aufmerksamkeit? Dass sich jemand über diese ständigen Schrecksekunden freut, glauben die doch wohl nicht wirklich... vielleicht wollte man ja auch nur meinen super Wanderstyle loben - heute abgerundet durch das 1,50€ Basecap, das ich heute früh erstanden habe um meinem Kopfhautsonnenbrand eine Chance auf Heilung zu geben.


Ungefähr auf der Hälfte der Strecke liegt dann der/die(Kessel?/Quelle?) Caldeira Velha. Hier blubbert und dampft es wie an so vielen Orten von São Miguel.


Als nächstes dann eine sehr berühmte Bademöglichkeit: Also der/die/das Caldeira Velha selbst. Leider kein gelungenes Foto aber ich hatte nur etwa 20sek Touristenfreiheit im Wasser, die ich nutzen konnte. Es ist nämlich so, dass offenbar alle 50 Touristen, die auf den Azoren Urlaub machen, sich hier versammeln um gemeinsam zu baden. Das Wasser ist mäßig warm aber nach kurzem Schock ganz angenehm und abgesehen von der Barriere, die wohl gebaut wurde um das Wasser zu stauen und der Treppe die beim Einstieg hilft, erscheint das Ganze recht naturbelassen. Schlammboden garantiert. Der immer wieder lustig riechende Schwefel soll dann wiederum gut für die Haut sein. (Ich werde euch berichten ob es geholfen hat!) So steht das ganze auch mehr oder weniger "einfach so" im Wald rum und niemand verlangt Eintritt oder gibt Öffnungszeiten an.


Danach habe ich meinen Weg in die Stadt fortgesetzt und festgestellt ich bin mal wieder in schlechter Wanderkondition. Ich hoffe ich kann mich morgen wieder ohne Schmerzen bewegen um keine Minute zu verschwenden.

The Atlantic And You

Meine Pläne für heute haben sich kurzfristig etwas nach hinten verschoben und so kommt es, dass ich schon wach bin aber noch nicht losgehe. Also kann ich was über gestern erzählen.

Von National Geographic wurden die Azoren hinter den Färöer-Inseln auf Platz zwei der schönsten Inseln der Welt gewählt. Das verwundert glaube ich auch niemanden, der mal hier gewesen ist. Man scheint hier zwar Touristen erstaunlich gern zu haben und auch stets versucht zu sein, ihnen die schönsten Orte der Insel zu zeigen aber das wohl auch nur, weil sich ihre Anzahl noch in Grenzen hält. Dass die Flüge auf die Azoren und auch die Unterkünfte relativ teuer sind, darüber ist man letztendlich doch ganz glücklich. Natürlich begegnet man in der Nähe von Attraktionen oder in Ponta Delgada schon immer mal ein paar - aber mit Madeira oder auch Lissabons Touristenmassen ist das nicht vergleichbar und in Ribeira Grande ist mir bisher nur eine Reisegruppe über den Weg gelaufen.

Gestern bin ich bereits recht früh aufgestanden um den Tag optimal auszunutzen, habe dann aber ein bisschen getrödelt und mich ablenken lassen, so dass ich, als ich am Busbahnhof ankam um zu fragen, wann der nächste Bus nach Maia fährt, nur noch mitleidig angesehen wurde mit den Worten: "Der ist gerade vor einer Minute abgefahren - haben Sie den nicht mehr gesehen?" Und das war dann auch leider der letzte brauchbare Bus für diesen Tag nach Maia und so fand ich mich zunächst auf einem Spaziergang zum anderen Ende des Städtchens um den Strand von Santa Bárbara zu besuchen, den ihr hier bewundern könnt:

Ein Strand, der wohl vor allem bei Surfern beliebt ist und so findet hier im August DAS Surfevent der Azoren statt. Die Strände sind deswegen schwarz, weil ihr Sand vor allem aus dem Basalt besteht, was an der vulkanischen Herkunft von São Miguel liegt. Das Wasser ist sehr sauber, sehr salzig und größtenteils ziemlich hellblau.


Die Farben der Azoren sind sowieso überwiegend grün und blau - und zwischendurch immer wieder blumig bunt. Das Wetter ist ein Traum. Viel mehr als 21-22°C sind es zwar nicht, aber die hohe Luftfeuchtigkeit und die Sonne machen es fast perfekt - so dass man eigentlich nie friert und den Wind noch immer als sehr angenehm empfindet. Riechen tut es ebenso wie es aussieht: Nach Meer, Kühen, Blumen und frisch gemähtem Gras.


Als ich den Strand von Santa Bárbara wieder verlassen wollte, bekam ich unverhofft etwas Gesellschaft. Dieser Hund hat sich mir einfach angeschlossen wie ein kleiner Schatten. Als ich ihn zurückbringen wollte, hat sein Besitzer im São Miguel-Dialekt auf mich eingeredet. Eine große Freude aus ö- und ü-ähnlichen Lauten, mit der ich so meine Mühen habe. Ich hörte jedoch raus ich solle einfach weiterlaufen und das habe ich auch getan. Mein Freund folgte mir, bis eine Familie, die ich überholt habe ihn verscheucht hat. Ich gehe aber mal davon aus, dass er seinen Weg nach Hause problemlos gefunden hat.

Ich habe mich dann auf den Weg nach Caldeiras begeben. Eine kleine Bergaufwanderung auf einer schmalen Pflasterstraße. Hier sieht man besonders schön die typische Landschaft von São Miguel: Grün und blau und überall voller Hortensien.












Wenn man dort entlang spaziert, wird man feststellen, dass es alle zwei Meter neben einem raschelt. Das sind die vielen kleinen Eidechsen, die man beim Sonnenbad stört und zum flüchten bringt.


Nach nicht viel mehr als einer Stunde, kommt man in Caldeiras da Ribeira Grande an und wird wieder einmal an den vulkanischen Ursprung der Insel erinnert. Die vielen heißen Quellen, die dort zu finden sind, kochen und dampfen blubbernd vor sich hin und wenn man nicht wissen möchte, wie sich ein bei lebendigem Leib gekochter Hummer fühlt, sollte man vielleicht nicht gerade hineinspringen.




Zum Ende des Tages ging es für mich noch einmal zurück zum Strand von Santa Bárbara, wo ich mit viel Freude noch im Atlantik baden war. Das Wasser ist wirklich erstaunlich warm und sauber und die Wellen haben mich ein paar mal glatt umgehauen - sehr zur Freude der sich sonnenden Einheimischen, davon bin ich überzeugt. Mein Bikinioberteil hätte sich dabei fast verabschiedet und unter der Dusche war ich später überrascht, wie viel schwarzer Basaltsand sich darin ansammeln kann.

Die Erkenntnisse des Tages? Die Azoren sind ein Paradies und setzen permanent Endorphine frei, selten wurde ich auf einem kleinen Feldweg so oft angepfiffen und angehupt, heiße Quellen riechen lustig und unterschätze nicht die Sonne der Azoren, denn an meinem Körper ist nun trotz Sonnencreme jede unbedeckte Stelle rot und schmerzt, so dass ich heute lieber langärmelig umherlaufe. Was ich mit meinem Gesicht mache bleibt fraglich, denn Vermummung ist keine Option.

Dienstag, 21. Juni 2011

Ein Tag in Ponta Delgada

Endlich bin ich in der gleichen Zeitzone wie mein Blog! Der ist nämlich schon immer auf den Azoren gewesen, was seine Gründe hat, die aber außer mir wohl keiner nachvollziehen könnte.

Am Sonntag Abend habe ich mich für eine Taxifahrt zum Hostel entschieden, um die Möglichkeit zu haben an diesem Tag noch etwas zu essen (Supermarkt schließt um 22Uhr). Die 20€ haben zwar ein bisschen weh getan, aber sie hatten auch ihr Gutes, denn sie bescherten mir einen Taxifahrer, der nicht wieder von meiner Seite gewichen ist, bis ich im Hostel war. Dort wohnte nämlich gerade keiner und die angegebene Telefonnummer an der Tür war auch verkehrt. Der Taxifahrer hat aber das Problem schnellstmöglichst erkannt: "Telefonnummern die mit 95.. beginnen, das gibt es in Portugal nicht!" und so lange die möglichen Kombinationen probiert, bis er es mit 96 geschafft hat. Unnötig zu erwähnen, dass ich ohne den Taxifahrer wohl noch 2 Stunden dort gestanden hätte.
Danach wurde ich aber vom Hostelbesitzer zum Supermarkt gefahren, damit ich nicht soweit laufen muss und hatte ein sehr schönes Haus ganz für mich allein.

Meinen ersten richtigen Azoren-Tag habe ich dann in Ponta Delgada verbracht um einen Couchsurfer zu treffen. So hab ich mich früh auf die Suche nach dem Busbahnhof von Ribeira Grande gemacht und ihn auch gefunden. Nach kurzer Verwirrung habe saß ich im richtigen Bus, habe 2,26€ gezahlt und war schon nach 30min in der Inselhauptstadt - nicht jedoch ohne mich über das "Respektieren Sie den Bus"-Schild lustig zu machen.

Couchsurfing hat sich dabei mal wieder als Glücksgriff erwiesen und so bin ich jetzt noch um einige Informationen über die Insel, sowie das portugiesische Volk und eine nette Bekanntschaft reicher.
Ponta Delgada ist ein süßes kleines Städtchen, das zwar nicht den ultimativen Schönheitspreis für Häuseransammlungen gewinnen würde aber zum hier leben sicherlich interessant wäre.

Das katastrophalste, was die Azoren zu bieten haben, sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Die können wirklich schmerzvoll sein. Die Busse sind zwar mehr oder weniger pünktlich aber dafür sehr selten und weitestgehend nur zu ungünstigen Zeiten vorhanden und dann man muss raten, von wo sie fahren.
So wollte ich zum Beispiel das auf meinem "Busfahrplan" angegebene Gefährt um 21:15 Uhr zurück zur Ribeira Grande nehmen - aber es stellte sich heraus, dass es diesen Bus am Busfahrplan (nach langem Suchen gefunden) der Bushaltestellen nicht gibt. Optimistisch haben wir trotzdem gewartet und ... der Bus kam. Nur leider auf der falschen Seite (nur nach 21 Uhr - ich wiederhole: Keinerlei Kennzeichnung und an den Bushaltestellen nicht einmal ein Zeichen dass dieser Bus überhaupt existiert) und an einer der Haltestellen die viel zu weit weg waren, so dass auch sprinten nichts mehr gebracht hat.
Die Hoffnung lag also nun auf dem Bus um 23:15 Uhr. (Die Wartezeit bescherte euch hier immerhin ein Nachtfoto von Ponta Delgada.) Das nächste mal standen wir also auf der anderen Seite.. und der Bus kam uunnd... hielt 300m weiter vorn an einer anderen Haltestelle an. Auf mein irres Gewinke hin hat er aber für mich ein zweites Mal angehalten und so kam ich doch noch um Mitternacht wieder im Hostel an.
Trotz allem führen das Chaos und die Unorganisiertheit hier einfach zu einer Atmosphäre absoluter Unkompliziertheit (sicherlich nur bis zu einer gewissen Problemgröße) und so konnte ich entspannt meinem nächsten Tag entgegen gehen. Ein bisschen zu entspannt allerdings - aber was ich heute gemacht habe erzähle ich euch ein anderes mal, denn morgen will ich um sieben aufstehen.

Hier noch der Ausblick von unserer riesigen Hostelterrasse bei schlechtem Wetter:

Der Praça Gonçalo Velho mit Stadttor in Ponta Delgada

Forte de São Brás



Die Wege und Plätze hier sind ebenso unvorteilhaft und liebevoll gepflastert wie in Lissabon und Umgebung. Nur die Farben sind umgekehrt.


Hier ein kleines Inselchen, deren hier nicht sichtbare Vorderseite "Hundegesicht" genannt wird. Ein sehr hübscher Ort zum laaaange Dasitzen und auf das Meer starren.

Und hier noch das versprochene Ponta Delgada Hafen und Skyline bei Nacht Foto in der Version: Leider verwackelt